„Am I living in a box?“ – Come and see my world!

So lautet das Konfi-Kunst-Projekt 2025, das nun gegenwärtig in der Christus-Kirche zu sehen ist. Inspiriert hat mich zu dieser Überschrift ein Song aus den 80ern der britischen Popgruppe „Living in a box“. Der Titelsong kam zustande durch einen Freund des Songwriters der Band, der damals in einer kleinen bescheidenen Wohnung in Sheffield lebte. Er meinte, er fühle sich darin wie in einem „Pappkarton“.

Wir alle leben in unserer eigenen sogenannten „bubble“, in einer eigenen kleinen „Blase“ und Lebenswelt, die uns umgibt. Und wie oft leben und sehen wir nur das, was sich in unserer „bubble“ bewegt. Auch die Sicht auf andere ist vorgeprägt durch eigene Lebenserfahrungen, Vorurteile und Begrenzungen. Diese Perspektive ist so nicht selten auch verengt und verkürzt. Andere Wirklichkeiten werden damit leicht ausgeblendet. Friedrich Nietzsche hat dies schon treffend mit dem Begriff „Froschperspektive“ gekennzeichnet (in: „Jenseits von Gut und Böse“). Das Froschauge hat zwar einen Rundumblick; aber die Dinge bleiben eben in diesem erdbehafteten und subjektiven Blick des Frosches beschränkt. Wir können diese Welt nur aus UNS HERAUS betrachten. Niemals kennen wir „Alles“, „Anderes“ und „Jedes“ in seiner Tiefe.

Wie schnell (ver)führt dieser Blick dann zu Abgrenzung, Ausgrenzung und falschen Vorurteilen? Und: Was geht uns dabei alles verloren? Wie schnell wird unser eigener Blick zur Ideologie und zur verzerrten Wahrnehmung. Zu all diesen Fragen haben wir mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden gearbeitet.

Der Untertitel: „Come and see my world“ stellt eine Einladung dar, sich auf die Lebenswelt und die „bubble“ der anderen einzulassen. Die jungen Menschen unserer Konfi-Gruppen haben sich jeweils ihre Gedanken dazu gemacht. Sie geben uns einen Einblick in ihre Lebenswelt, in ihre Fantasie-Welten, die sie gegenwärtig bewegen. Manchmal ist es nur ein kleiner eigener Raum, der dargestellt wird. Andere haben ihre Fantasie weiter schweifen lassen: Wie könnte die Welt anders aussehen? Wie wünsche ich mir eigentlich das Leben und die Welt von Morgen? Der je eigene Raum in der Box repräsentiert sowohl Refugium wie Traumwelt, Schutz, Offenheit und Weite. In den Boxen kommt Vieles zur Sprache; auch Gott, Glaube und Welterfahrung werden darin thematisch angesprochen.

Wie immer bin ich begeistert von dem, was unsere „Konfis“ da gedacht und zustande gebracht haben. In ihnen schlummert so viel Potential. Das macht mir Hoffnung und Zuversicht, lässt mich staunen und erfüllt mich mit Demut und tiefer Dankbarkeit. Aber es sind auch eine Vielzahl von mahnenden Stimmen und sehnsüchtigen Symbolen zu vernehmen.

Folgen Sie gern dieser wunderbaren Einladung unserer Jugend: „Come and see my world!“ Blicken Sie hinein in die vielen Boxen in unserer Kirche. Lassen Sie sich dadurch bereichern, neu befragen und ihr Herz weiten. Visionen sind immer ein Ausblick in die Zukunft – und zu einer hoffnungsvoll möglichen besseren Welt.

Ihr Richard Hölck